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Das vorliegende Papier ist in Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke (AKSB e.V.), dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (AFJ), der Katholische Erwachsenenbildung Deutschland (KEB) und der Europäischen Föderation für katholische Erwachsenenbildung (FEECA) entstanden. Die katholischen Organisationen und ihre Mitglieder betreiben europaweit 994 Einrichtungen mit ca. 3.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie erreichen mit ihren non-formalen Bildungsaktivitäten rund 5,3 Millionen junge Menschen und Erwachsene im Jahr.
Bewertung
Die Europäische Kommission hat am 30.05.2018 einen Verordnungsvorschlag für Erasmus, das Programm zur Förderung der allgemeinen und beruflichen Bildung, der Jugend und des Sportes, für den Zeitraum 2021-2027 vorgelegt. Die katholischen Organisationen begrüßen den Vorschlag und bewerten die dargelegten Inhalte als gelungen. Besonders hervorheben möchten wir folgende Punkte:
- Der Vorschlag sieht eine Verdoppelung des Gesamtbudgets von derzeit 14,7 auf 30 Mrd. EUR vor. Diese Erhöhung ist sehr gut, wird sie doch dringend benötigt. Vor allem im Jugendbereich und in der Erwachsenenbildung gibt es derzeit noch hohe Ablehnungsquoten formal und inhaltlich guter Anträge. Sollte die vorgeschlagene Aufstockung verabschiedet werden, ließen sich die Ablehnungsquoten nachhaltig senken. Dadurch könnten deutlich mehr Personen an Erasmus-Moblitäten teilnehmen.
- Durch den Vorschlag der Einführung „kleiner Partnerschaften“ mit vereinfachten Antrags- und Verwaltungsverfahren, trägt die Kommission dem Umstand Rechnung, dass auch kleinere zivilgesellschaftlichen Organisationen ihren Beitrag zur Europäisierung der non-formalen Bildungsarbeit leisten.
- Der Verordnungsvorschlag hat im Vergleich zur aktuell gültigen Verordnung an Klarheit und Struktur gewonnen.
- Im Einklang mit der Ausrichtung der EU-Jugendstrategie auf die Handlungsfelder „Beteiligung“, „Begegnung“, „Befähigung“ ist im Jugendkapitel die Einführung des Aktionsformats der „Youth Participation Activities“ vorgesehen. Dieses neue Format soll Jugend geführte, lokale und transnationale Projekte zur Verbesserung der Teilnahme am demokratischen Leben und zur Wissensvermittlung über die EU und die gemeinsamen Werte fördern. Vor dem Hintergrund ihrer langen Erfahrung in der politischen Bildung, begrüßen die katholischen Organisationen die „Youth Participation Activities“ außerordentlich.
- Die Jean-Monet Aktionen zur Förderung der EU-Studien waren bisher vor allem akademischen Einrichtungen vorbehalten. Der Vorschlag der Kommission sieht eine Öffnung von Jean-Monet für nicht-akademische Bildungseinrichtungen vor. Auch die Jugend- und Erwachsenenbildung erhielten dadurch die Möglichkeit, im Rahmen dieses Programmzweigs Lehrveranstaltungen zu entwickeln und durchzuführen. Dies würde der non-formalen Bildung eine Ausweitung des Lehrangebots im Bereich EU-Studien erlauben.
- Besonders begrüßenswert sind auch die Ankündigungen der Kommission, die Antragstellung und die Programmverwaltung zu vereinfachen und die Arbeit der Nationalagenturen stärker zu standardisieren. Die Antragsformulare mit ihren zum Teil redundanten Fragen, erschweren den Einrichtungen die Arbeit mit Erasmus unnötig. Sehr unterschiedliche Vorgehensweisen der Nationalagenturen bei Berichterstattung und Abrechnungsmodalitäten führen zu Verwirrungen bei transnationalen Projekten mit Teilnehmerorganisationen aus unterschiedlichen Ländern.
Wir bitten die Europäische Kommission, die nationalen Regierungen im Rat der EU und das Europäische Parlament eindringlich, den Verordnungsentwurf zu Erasmus 2021-2027 zu unterstützen und sich insbesondere in den Verhandlungen zum Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) mit Nachdruck, für die Durchsetzung des vorgeschlagenen Gesamtbudgets von 30 Mrd. EUR einzusetzen.
Empfehlungen
Der Vorschlag für Erasmus 2021-2027 hätte im Falle einer Umsetzung sehr positive Auswirkungen auf die Bildungslandschaft in Europa und das Zusammenwachsen unseres Kontinents. Einige geringfügige Änderungen, die wir hier vorbringen möchten, könnten das Programm weiter verbessern. Die katholischen Organisationen rufen die Europäische Kommission, die nationalen Regierungen im Rat der EU und das Europäische Parlament dazu auf:
- Die veranschlagten Gelder für Erwachsenenbildung, auf 2 Mrd. EUR aufzustocken. Die Europäisierung der Erwachsenenbildung wird in ihrer Bedeutung für die Umsetzung der Ziele im Bereich des lebenslangen Lernens bisher unterschätzt. Vor allem bisher kaum oder nur unzureichend erreichte Zielgruppen wie Senioren, Personen mit geringer Grundbildung oder nicht erwerbstätige würden von einer stärkeren Europäisierung des Sektors erheblich profitieren. Die von der Kommission vorgeschlagene Summe von 1,19 Mrd. EUR würde voraussichtlich nicht ausreichen, um die Potentiale der Erwachsenenbildung, vollständig zu erschließen.
- Die innerhalb von DiscoverEU vorgeschlagenen Interrailreisen zu echten Bildungsreisen auszubauen. Discover EU muss so ausgestaltet werden, dass eine inklusive Durchführung möglich wird und die sprachliche Begleitung gegeben ist. Darüber hinaus, braucht es interkulturelle Kurse zur Vorbereitung sowie kontaktierbare Ansprechpartner für die Dauer der Reise. Vor Antritt der Reise sollen zudem Reiserouten festgelegt werden. Damit die genannten Faktoren gegeben sind, sollten
- verpflichtende Vorbereitungs- und Abschlussseminare eingeführt werden.
- Entsendeorganisationen die Durchführung dieser Seminare übernehmen und eine Rolle bei der Auswahl der Teilnehmer*innen spielen. Dadurch, wäre ein höherer Anteil benachteiligter Teilnehmer*innen möglich.
- separate Ticketkontingente für Personen mit verschiedenen Bildungs- und Einkommenshintergründen geschaffen werden, um die soziale Inklusion sicherzustellen,
- Discover EU nicht nur 18 Jährige fördern. Eine Öffnung für andere Altersgruppen ist notwendig.
- Die im Verordnungsvorschlag vorgesehene Budgetausstattung des Jugendbereichs, auf 3,8 Mrd. EUR zu erhöhen. Für die Umsetzung von DiscoverEU sind laut MFR-Vorschlag 700 Mio. EUR vorgesehen, die dem Jugendbereich in Erasmus entnommen werden sollen. Ein großer Teil der bereits jetzt durch die Kommission vorgeschlagenen Aufstockung von 1,5 auf 3,1 Mrd. EUR, würde somit abgezogen. Diese Erhöhung wird jedoch dringend gebraucht, um eine bessere Förderung der pädagogisch bestens bewährten Jugendbegegnungen und Fachkräftemobilitäten zu ermöglichen. Mit den “Youth Participation Activities” ist zudem ein neues, vielversprechendes Aktionsformat geplant. Damit die genannten Formate ausreichend gefördert werden können, ist eine Senkung der Aufwendung für DiscoverEU oder ein Ausgleich der entnommenen Summe erforderlich. Der Ausgleich könnte durch eine Aufstockung des Budgets für “Jugend” um weitere 700 Mio. EUR erreicht werden, wodurch sich eine Gesamtsumme von 3,8 Mrd. EUR ergeben würde.
- Die angekündigten Vereinfachungen in den Bereichen Antragstellung und Verwaltung, entschlossen umzusetzen.
Stand: Juli 2018
Die Stellungnahme kann über folgenden Link heruntergeladen werden.