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Das Europabüro hat heute einen gemeinsam mit den Trägern erstellten Brief an die Berichterstatter*innen zum Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) 2021-2027 verschickt. Grund sind die derzeit stattfindenden MFR-Verhandlungen. Durch den Mitchel-Vorschlag vom Februar 2020 und den Ende Mai veröffentlichten, erneuerten Vorschlag der Europäischen Kommission wurden wichtige Impulse für die Verhandlungen gesetzt auf die es reagieren galt. In unserem Brief begrüßen wir den erneueren Vorschlag der Kommission und die darin enthaltenen Investitionen. Gleichzeitig weisen wir daraufhin wie wichtig es ist nicht nur in Infrastruktur, sondern auch in Menschen zu investieren. Vor allem die Jugend- und Bildungsprogramme Erasmus+ und das Europäische Solidaritätskorps sollten nicht unter veränderten Ausgabenprioritäten leiden. Die Bereiche Jugend und Bildung soltten vielmehr als wichtige Elemente zur Überwindung der Gesundheits- und Umweltherausforderungen gesehen werden. Im Folgenden finden Sie den Volltext des Briefes:
An die Mitglieder des Haushaltsausschusses des Europäischen Parlamentes
Sehr geehrte MdEPs,
Europa steht derzeit vor zwei wichtigen Herausforderungen: Die Auswirkungen von COVID-19 und das zunehmende Fortschreiten des Klimawandels. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, legte die Europäische Kommission am 27. Mai einen neuen Vorschlag für den Mehrjährigen Finanzrahmen 2021-2027 vor. In dem Vorschlag schlägt die Kommission große Investitionen in die Infrastruktur vor, die den grünen und digitalen Übergang unterstützen sollen. Die Renovierung von Gebäuden, der Bau von Ladestationen für Elektroautos und der Ausbau von 5G-Netzen spielen bei den Ausgabenvorschlägen eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang ist auch der Vorschlag zu erwähnen, mehr für Gesundheitssysteme, Medikamente und medizinische Geräte auszugeben.
Wir als Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke (AKSB e.V), der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj), des Bundes der deutsch-katholischen Jugend (BDKJ e.V.), der Katholischen Erwachsenenbildung Deutschland (KEB e.V.) und der Europäischen Föderation für katholische Erwachsenenbildung (FEECA) vertreten mehrere hunderttausend fortschrittlicher Katholik*innen, denen das Wohlergehen unserer Gesellschaften am Herzen liegt. Daher begrüßen wir die Vorschläge der Kommission als dringend benötigte Initiative für mehr öffentliche Investitionen. Investitionen in die Infrastruktur sind zwar gut und wichtig, aber wir halten sie für unzureichend, um die dringenden Herausforderungen Europas zu bewältigen. Als Anbieter von nicht formaler Jugend- und Erwachsenenbildung wissen wir, dass Investitionen in Menschen ebenso wichtig sind. Aus unserer Sicht sind Elektroautos und Gesichtsmasken nur ein Element der Lösung. Die Menschen müssen auch ein tieferes Verständnis des Klimawandels und der Gesundheitsbedrohungen erlangen, um langfristige Verhaltensherausforderungen zu bewirken.
Die nicht formale Jugendarbeit und Bildung bietet einen einzigartigen Rahmen, um das Wissen über Umwelt und Gesundheit umfassend zu verbessern, da wir Menschen mit unterschiedlichen Sozialen- und Bildungshintergründen, aus allen Altersgruppen und allen geografischen Gebieten erreichen.
Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass neben Umwelt- und Gesundheitsherausforderungen auch ältere Herausforderungen für die Bildung bestehen bleiben. Der zunehmende Nationalismus und das Misstrauen gegenüber politischen Institutionen erfordern eine verbesserte politische Bildung für alle Bevölkerungsgruppen.
Erasmus + und das Europäische Solidaritätskorps haben eine starke Erfolgsbilanz bei der Schaffung grenzüberschreitender Offenheit und verfügen über ein großes Potenzial für Umwelt- und Gesundheitsbildung.
Daher begrüßen wir die Absicht der Europäischen Kommission, die im MFR-Vorschlag von 2018 dargelegten Ambitionen in Bezug auf Erasmus + und das Europäische Solidaritätskorps mehr oder weniger aufrechtzuerhalten. Der Vorschlag, Erasmus + von 13,7 auf 24,6 Mrd. EUR zu erhöhen und das Europäische Solidaritätskorps mit einem Budget von 895 Mio. EUR auszustatten liegt leicht unter dem MFR-Vorschlag aus dem Jahr 2018.[1]
Im neuen Erasmus + -Programm 2021-2027 sind mehrere neue Projektbereiche geplant, beispielsweise die Initiative der Europäischen Universitäten, DiscoverEU und Mobilitäten für die Erwachsenenbildung, um nur einige zu nennen. Um diese Ambitionen zu erfüllen und die Finanzierungsraten in Bereichen zu verbessern, in denen die Nachfrage im aktuellen Finanzierungszeitraum das Angebot stark überstieg, benötigt Erasmus + eine ausreichende Finanzierung.
Daher ermutigen wir das Europäische Parlament, seinen Vorschlag zur Verdreifachung von Erasmus+ weiter zu verfolgen. Der Vorschlag des Europäischen Rates vom Februar 2020 sollte abgelehnt werden, da er nicht ausreicht, um die Ambitionen für Erasmus + 2021-2027 zu erfüllen.
Erasmus + wird immer mehr zu einem wichtigen Rückgrat der Jugendarbeit und Bildung in Europa, einem Sektor, der für den sozialen Zusammenhalt, die demokratische Stabilität und den Wohlstand von entscheidender Bedeutung ist. Klimawandel und pandemische Gesundheitsbedrohungen sind nur zwei neue Aufgaben, denen der Sektor gerecht werden muss.
Lassen Sie uns weiter auf stärkere Programme für Erasmus + und das European Solidaritätskorps hinarbeiten, damit die europäische Jugendarbeit und Bildung ihr volles Potenzial entfalten kann.
Im Namen unserer Organisationen,
Florian Sanden
Europabüro für katholische Jugendarbeit und Erwachsenenbildung
19 Square de Meeûs, B-1050 Brüssel
Tel. 0032 2274 1425
sanden@cathyouthadult.org
[1] Alle Zahlen in Preisen von 2018